Vom Fischfang und den alten Fischerfamilien

Der Fischfang ist so alt wie die Menschheit. Bei uns am Rhein war er früher sogar von großer wirtschaftlicher Bedeutung.

Bis ins 19. Jahrhundert gab es Fischerzünfte. Die Fische bildeten ein Hauptnah­rungsmittel für die Bevölkerung, besonders in den langen Kriegszeiten, wenn die Felder verwüstet und die Haustiere geraubt und abgeschlachtet waren.

 

Durch die Rheinkorrektur wurden viele Rheinarme, die als Laichplätze gedient hatten, beseitigt. Auch die Verschmutzung der Gewässer durch Abwässer aus Städten und Dörfern rief ein Massensterben unter den Fischen hervor:

 

In unseren Gewässern leben (oder lebten) 42 Fischarten. Bis 1910 wurden im Rheingebiet jährlich 175 000 Lachse gefangen, heute so gut wie keine mehr.

 

Die alten Fischerfamilien in Söllingen sind und waren Josef Wagner im Schwarz­wasser, der bis heute das Fischwasser, den Scholen und Kanal bis zur gelben Brücke, vom Staat (Domäne) gepachtet hat. Sein Vater Gustav Wagner und sein Großvater (1946 verstorben), der auch Gustav hieß, waren wie Josef Wagner die Pächter der Gewässer und über drei Generationen die Oberfischer von Söllingen. Wilhelm Schmalz, 1978 verstorben, und vor allem sein Vater Rudolf Schmalz, 1965 verstorben, betrieben den Fischfang mit sehr viel Können. Josef Fischer vom Schwarzwasser, 1967 verstorben, war sein Leben lang mit Leib und Seele ein tüchtiger, echter Fischer. Hugo Eckstein (Küfer) war der Pächter der uns allen noch bekannten Hanfrötz (Hannefröz) und der Kehl, sicherlich bis in unsere Zeit die besten Fischwasser in Söllingen.

 

Er hatte die Familientradition der Fischerei von seinem Schwiegervater Josef Schmalz (Küfer Seppel) 1932 übernommen.

 

Im Frühjahr (Karwoche) und im Spätjahr hielten die Fischer gemeinsam große Fischfangtage mit dem Langnetz ab, das bis zu 30 m lang war. Es wurde mit dem Boot (Trubord) in großem Bogen ausgelegt und zusammengezogen. Das Netz hatte unten Bleikugeln und oben Schwimmer aus Holz und Kork.

 

Für die Fische gab es wie auch heute noch Schonzeiten, die eingehalten werden mußten.

 

Im Sommer wurden die Fische vorwiegend mit der Warzluff (Reuse) gefischt, das ist ein korbartiges Netzwerk. Gefangen wurden vor allem Aale, Hechte, aber auch alle uns wohlbekannten Fischarten wie Barsch, Schleie, Weißfische und Bar­ben. Das Warzluffstellen war eine anstrengende Arbeit. Bis zu 40 Warzluff wur­den ins Trubord geladen, das bis zu 9 m lang war und mit den Rudern (Riäme), die unten zwei eiserne Spitzen hatten, von Fischern ins strömende Wasser gefah­ren. Die Warzluff wurde gegen die Strömung an beiden Enden mit Eisen oder Hartholzpfählen im Flußgrund verankert aufgestellt und nach 1 bis 2 Tagen wie­der gezogen.

 

Sehr viel Mühe hatten die Fischer mit dem Herstellen und Instandhalten ihrer Netze. Mit einer „Noodel" wurden die Netze regelrecht gestrickt und ausgebes­sert. Aufbewahrt wurden die gefangenen Fische bis zum Verkauf in einem mit Löchern versehenen, im fließenden Wasser liegenden Fischkasten.

 

Quelle: G. Schmitt, 1986, Heimatbuch Söllingen S.142 ff